Samstag, November 15, 2008

Problemanalyse

Seit gestern mache ich mir Gedanken darüber, was da gestern passiert ist. Ich bin tatsächlich auf Tilt gekommen. War drauf und dran, bei PartyPoker so richtig Dampf abzulassen. Ich wollte am liebsten meine Neteller-BR eincashen und mich dann als ShortStack in die höchstmöglichen Limits setzen. Wäre doch gelacht, wenn ich da nicht auch klar kommen würde. Shice auf Varianz und den ganzen Blödsinn. Mal einen Shot wagen und die BR verdoppeln...
Mann, mann, mann, das hatte ich doch schon alles. Hab doch schon unter Volldampf stehend locker $800 verdonkt. Ein Abend außer Kontrolle hatte mir damals nicht nur die Mühen von Monaten gekostet, sondern auch die Selbstsicherheit soweit geschädigt, das ich danach ziemlich lange nicht mehr gespielt habe. Als ich dann im letzten Jahr versuchte, im Pokern erneut Fuss zu fassen, war diese Angst die Kontrolle zu verlieren immer noch latent vorhanden und ich lies es wieder bleiben.
Beim Start im letzten Monat lagen weitere 10 Monate zwischen mir und dem letzten Versuch und ich dachte, ich wäre nun wirklich mal drüber weg. Aber wie ich nun feststellen durfte, hat sich nichts verändert.
Aber hat sich wirklich nichts verändert?
Ist alles beim Alten geblieben und ich werde bei nächster Gelegenheit wieder ausrasten und alles verzocken?
Tja, für gestern zumindest hab ich die Notbremse noch mal ziehen können. Ich hab mir meine Hunde geschnappt und eine Runde im Sturm gedreht. Hab geflucht und den Dampf abgelassen. Oder sollte man besser sagen, den Smog? Den Nebel, der sich über mein Denken legen wollte? Oder schon über mein Denken gelegt hatte?
Gestern habe ich dann die Tische, Tische sein lassen und heute morgen war ich dann wieder für eine Reflektion offen. Und ich kam zu erstaunlichen Einsichten. Mein erstes Problem war, dass ich mir zwei Pokerbücher auf Deutsch bei Amazon bestellen wollte, die dort aber nicht vorrätig waren. Das fand ich schon mal vollkommen blöde. Dann passierte dieser PP-PS.de Vorfall mit meinen $50. Und zu guter letzt kassierte ich dann in der Session noch eine mächtige Abreibung. Das mir das Limit sowieso nicht so ganz gefällt und ich bei der IronManChallenge auch nicht sagen kann, ob es für mich als RakeBack-Spieler überhaupt Sinn macht dort teilzunehmen kommt noch erschwerend hinzu.
All diese Dinge (und noch diverse mehr, die aber nicht mehr viel mit pokern zu tun haben), haben mich in eine spezielle Stimmung versetzt. Und für das ganze gibt es einen Überbegriff, der gut umschreibt, was genau mein Problem ist.

Ungedult!!

Ja, genau. Ich will schon wieder zu viel zu schnell erreichen. Ich komme nicht schnell genug mit dem verarbeiten der Artikel auf PS.de hinterher. Ich will in einem höheren Limit spielen, aber der Aufstieg lässt noch ewig auf sich warten. Ich will von dem freigespielten Bonus zwei Bücher kaufen, aber das klappt nicht. Ich will eine Pokersoftware zum überblicken meiner Sessions, aber der Elephant ist noch nicht freigespielt und scheint ohnehin nicht das richtige für mich zu sein. Kurzum, an allen Ecken und Kanten hakt es.
Und was lernen wir daraus? Ich bin zu ungeduldig. Ich will zu viel in zu kurzer Zeit. Und das ganze auch noch sehr sprunghaft und zunehmend unkoordiniert.
Und hier muss ich ansetzen, um etwas zu ändern. Denn dieser innere Drang, hätte mich gestern abend, um ein Haar, sehr weit zurück geworfen.
Heute habe ich dann begonnen einige dieser Probleme mal als Aufgaben zu sehen und mich daran gemacht, die Dinge einfach zu erledigen.
Ich habe bei PP eingecashed und dann gleich wieder eine Auszahlung angeschoben. Es sieht so aus, als wenn es doch ohne abspielen von Prozenten ginge. Aber das stellt sich in ein paar Tagen raus. Somit ließ sich dieses Problem zumindest vertagen, wenn nicht sogar ganz aus der Welt schaffen. Ziemlich blöd, seine Kraft dahin gehend zu verschwenden, erst mal mächtig Ärger diesbezüglich zu empfinden und dann um das Problem herum zu doktern. Dabei ist es die Sache doch gar nicht wert, sich damit die Laune zu verhageln.

Die von mir gewünschten Pokerbücher habe ich nun über den PS.de eigenen Handel bestellt und bin da gleich wieder gegen eine Wand gelaufen, da ich nicht bedacht habe, dass die von mir gewollte Zahlung über Neteller ein Problem wird, da mein Neteller-Account ja in USD geführt wird und ich nun damit nicht so ohne weiteres eine Eurorechnung begleichen kann.
Hier konnte ich dann mal handeln, bevor meine Ungeduld mich wieder meiner Sinne beraubte und ich habe den Händler direkt per Mail angeschrieben und ihm auch Lösungsvorschläge unterbreitet. Nicht aus der Welt, das Problem, aber auch in Arbeit.

Den Elephant freispielen, passiert ja irgendwie von alleine, da gibt es also keinen richtigen Handlungsbedarf. Ruhe bewahren und Geduldig bleiben ist hier das Gebot der Stunde. :- )
PT3 könnte ich mir irgendwo als Trial bestimmt runterladen. Im PS.de Shop habe ich schon gesehen, dass die dort auch die Lizenz anbieten, sogar günstiger als beim Hersteller. Hier habe ich nur Angst vor der Umstellung und den Tücken der Datenbankunterstützung von Windows. Das ist alles ein Buch mit sieben Siegeln für mich und kostet mich dem entsprechend ziemliche Überwindung, das ganze anzugehen. Mal sehen, wie es da weiter geht.

Die Sache mit dem „gefühlt“ falschen Limit hingegen, ist ein ganz anderes Kaliber. Meine bisherigen Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass ich mit 6 Tischen in ca. 75 Minuten 500 Hände spiele, die dann im Schnitt für die 50 FTP ausreichen, die ich für die IronManChallenge benötige. In machen Situationen merke ich allerdings, das mir 6 Tische zu viel sind. Zuerst passen die nicht alle auf meinen Bildschirm und mir entgehen dadurch ein paar Dinge, wie z.b. ob der Typ da nun gelimpt hat, oder neu an den Tisch gekommen ist und seinen Blind nur geschoben hat. Komischer Weise, denke ich mir schon die ganze Zeit, wenn ich auf NL50 bin, dann spiele ich einfach wieder nur 4 Tische. Nur will ich sozusagen NL25 so schnell wie möglich hinter mich bringen. Völlig blöde, aber so ist es.
Mein Lösungsansatz in diesem Punkt sieht also einen Kompromiss vor. Ich werde weiterhin die 50 FTP pro Tag spielen, um mir die Chance auf die IronManChallenge zu erhalten. Jetzt wo der Bonus abgespielt ist, werde ich ja sehen, wie sich das ganze mit dem RakeBack verändern wird. Wenn nicht anders, kann ich die gewonnenen Medaillen dann gegen FTP eintauschen und mir was schönes aus dem Shop schicken lassen.
Um in das nächste Limit aufzusteigen, wollte ich gerne $350 haben. Bisher habe ich hier nur gewonnene BB als BR gerechnet. Von nun an werde ich auch RakeBack und Boni dazu nehmen. Der Skillunterschied zwischen den Limits soll nicht so gravierend sein. Und auf diese Weise komme ich dann halt schneller dort an, wo ich hinwill. Ab NL50 möchte ich spätestens das spiel mit Stats in mein Arsenal aufnehmen und dann sauber Stealen und Defenden können. Bis dahin habe ich also auch Zeit, mir entweder PT3 zu kaufen, oder den Elefant frei zu spielen.
Da ich bisher $132 auf FullTilt Poker liegen habe, fehlen mir noch $218 oder 872BB zum Limitaufstieg. Wenn ich mit einer konservativen Gewinnerwartung von 2BB/100 rechne, muss ich also 43.600 Hände spielen, um das zu erreichen. Bei Durchschnittlich 500 Händen pro Session, sind das also noch rund 87 Sessions, bis zum Limitwechsel, den RakeBack mal nicht mit eingerechnet. Oder anders ausgedrückt, werde ich das wohl frühestens Ende Januar des nächsten Jahres erreichen.
Dies einmal ausgesprochen, entspannt sich auch die Situation mit dem lernen des Content ein wenig. Ich habe jetzt plötzlich sehr viel Zeit, um alles zu lernen, was nötig ist, um das nächste Limit zu schlagen. Den mit meinem bisherigen Wissen, komme ich hier ja schon gut klar.
Als weitere Anpassung werde ich ab heute wieder nur 4 Tische spielen, die dafür aber um so solider. Meine Sessionzeit wird sich dadurch zwar verlängern, aber pro Entscheidung habe ich dafür auch mehr Zeit zur Verfügung, was meinem Spiel vermutlich gut tun wird.
Wenn sich alles geplante positiv auswirkt, werde ich vermutlich sogar früher die BR für das nächste Limit zusammen haben. Ups, da kommt die Ungeduld wieder zum Vorschein. :- )

Wow, was für ein langer Post, da bin ich ja froh, das ich mich hier mal richtig ausführlich freigeschrieben habe. Ich bin mir ziemlich sicher, daß das kaum einer lesen wird. :- p

2 Comments:

At 03:12, Blogger checkmynuts said...

Hab's gelesen :P

Also, wegen dem Tilten... so krass, daß ich $800 verdonkt habe, hatte ich's noch nicht, aber vielleicht auch nur, weil ich soviel Kohle noch nie bei irgendeiner Pokerseite drin hatte... Aber ich kenn's natürlich auch - Tilt kostet mich regelmäßig Geld, ich kann's nicht genau beziffern, würde aber tippen, daß es sich in der Größenordnung $10 á 2 Wochen bewegt. Verkraftbar, aber trotzdem ärgerlich.

Ich habe festgestellt je höher meine Erwartungshaltung ist, desto schlechter spiele ich - wenn ich ohne Erwartungen oder sogar mit einer ordentlichen Portion "Mir-doch-egal" an meine Sessions rangehe, dann wird's meistens ein Plus und umgekehrt geht's meistens runter, wenn ich gezielt zu gewinnen versuche. Das zu wissen reicht leider nicht, denn ich habe diese Einstellung nicht unter Kontrolle...

Zu Neteller: Mein Konto läuft auch auf USD, aber wo ist das Problem? Mit der Net+ Card müßte man doch trotzdem zahlen können, kostet dann natürlich 2,95% Wechselgebühr, aber bei so billigen Pokerbüchern sind das doch nicht mehr als ein paar Cent...

Zu PT3: Wenn du PT3 installierst, kannst du mich ja mal im ICQ oder Skype adden - ich kann dir da sicher helfen, zumal ich das Ding erstens selbst benutze und zweitens beruflich mit Datenbanken und anderen siebenfach versiegelten Sachen zu tun habe ;)

Zu den Blindpostern: Ein rascher Blick in die Handhistory entlarft so manchen Blindposter. Oder auch ein Blick auf den Stack: $9,90 auf dem Konto und $0.10 auf dem Tisch ist i.d.R. ein Poster...

Gruß,
checkmynuts

 
At 09:54, Blogger MeiBra said...

Hey wenn Du regelmäßig so viel liest, dann ist es hoffentlich auch interessant.
Das ist doch schon mal gut.
Die Sache mit dem Tilt wird vermutlich noch einige Zeit mein ständiger Begleiter sein. Das gemeine dabei ist, genau wie bei Dir, daß man ziemlich hohe Erwartungen hat und irgendwann kommt der Augenblick, wo einem der Sack platzt. Da wir ja nur in so einem winzigen Bereich mit Gewinnen rechnen können, ist es um so ärgerlicher, wenn wir die Dollar sinnlos rausfeuern.
Die NetellerCard habe ich nicht und somit gab es leider nur eine direkte Variante. Ist ja nicht ganz so tragisch, werde ich wohl bei Zeiten mal nachlösen müssen. Aber solange ich noch nicht auscashen will, hat das noch Zeit.
Vielen Dank für das Angebot bei PT3, als echter Autodidakt, werde ich das natürlich erst einmal selbst in die Hand nehmen, aber man kann ja nie wissen, wann man mal Hilfe benötigt.
Blindposter: :p ;)

 

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