Sonntag, Juni 25, 2006

Durch Pokern werde ich noch gläubig

OK, ich kann es zwar nur schwer erklären und der ein oder andere Leser wird es mir vermutlich als SemiTilt auslegen, aber dadurch, wie der Samstag so ablief, bin ich genau in die richtige Stimmung gekommen, um meinem PokerStars Job nach zu gehen. Dabei spielen jetzt weder BreakEven Gedanken, noch der Aberglaube, vom „nach soviel Pech muss es jetzt ja gut laufen“ eine Rolle. Die Uhrzeit ist richtig. Die Fische kommen aus ihren Verstecken und ich möchte meine Edge nicht verstreichen lassen, das ist auch schon alles.

Gut, wenn ich jetzt sage, war ja klar, das mir mein Pech auch hierhin folgt, dann widerspricht das vermutlich meiner Aussage, das ich nicht sonderlich Abergläubisch bin. Aber das Gefühl bleibt dennoch. Ich werde auch hier wieder geschlagen. Bis zur Bewusstlosigkeit. KK reraise ich aus dem CO gegen den Better aus Late Position und HU liegt sofort das A am Flop. QQ HU am River kommt der King und der vorher passive Downcaller fängt das betten an. Da soll man keine Verschwörung wittern. Möglichst groß angelegt, Weltumspannend, mit sichtbaren und unsichtbaren Kräften, das ganze Universum auf der Hatz, nur um mir den Tag zu versauen und ich soll das dann nicht persönlich nehmen, sondern locker bleiben. LOL.
Na gut, ich verschone euch heute mit den ganzen mies gelaufenen Händen. Weis ohnehin jeder, das ich laufend meine Sets verliere und im Augenblick nur Hände gewinne, die man besser nicht callen sollte. Es ist aber auch zu witzig. Jedes mal, wenn ich wegen der PotsOdds aus Late Position limpe, wird hinter mir geraised, der ganze Tisch called und am Flop, kommen drei von einer Farbe, die natürlich nicht meine ist.
Laut Stats bin ich Winning Player. Ich gewinne auch heute über 55% meiner Showdowns und dennoch liege ich nach 300 Händen mit 20BB hinten. Und alles nur, weil da wieder ein Thesen-Tisch bei ist, an dem es mir unmöglich ist, auch nur einen Pot zu gewinnen.

Und dann plötzlich, wie aus heiterem Himmel, sehe ich eine Szene aus der ersten Staffel von High Stakes Poker vor meinem geistigen Auge. Dort sagt Daniel Negreanu. in einem Interview, wenn du in einem Game nach einem Bad Beat und verlorenen Hunderttausend Dollar nicht schulterzuckend sagen kannst, „Happens“, und dann einfach weiterspielen kannst, dann ist Pokern eben nichts für dich. Und so grinse ich also drauf los, wenn es mal wieder Dicke kommt und sage mir mit diesem verschmitzten Lächeln, das ich von Dani gesehen habe „Happens“. Mich durchflutet ein absolutes Gefühl von Gelassenheit und ich entspanne mich total. Und genau das ist der Moment, auf den Lady Luck gewartet zu haben scheint, denn das Blatt wendet sich komplett und in weniger als 100 Händen kann ich nicht nur meinen Verlust ausgleichen, sondern mache noch 21BB gut!!

Was soll ich sagen? Geduld zahlt sich aus. Die richtige Einstellung hilft auch. Die Karten fallen, wie sie wollen. Und ich kann nicht sagen, wo ich wohl anders gespielt habe. Im Gegenteil, ich habe sogar einen Riesen Pot mit einem MiddlePair runtergecalled gegen 5 Leute und das Ding am SD tatsächlich unimproved eingesammelt. Glück halt.

Zwischenstand:
Limit $0.10/$0.20 = +178BB nach 5270 Händen